Ein Plan ist ein Plan (TOM-04)

Nach meiner Schätzung habe ich im letzten halben Jahr um die 100 Tagespläne gemacht.

Das ging so: Ich habe den Tag geplant und mir damit eine Karotte hingestellt. Schau mal Mädel, wenn du das heute geschafft hast, bist du richtig, wenn du es übererfüllst noch richtiger. Du kriegst sicher einen Punkt auf deinem Bonusbon und kannst dich dann glücklich schätzen auf dem richtigen Weg zu sein, etwas wertvolles gemacht zu haben und so weiter und so fort…..

Gott sei Dank ist das ne Sackgasse. Und Gott sei Dank bin ich geradewegs hineingelaufen und zwar so tief, dass die Wände plötzlich überall um nicht herum waren und ich überall angedotzt bin. Ok, von da aus geht es nicht mehr weiter. Zu viel Energie, was ich dabei verliere. Keine Lust mehr auf diesen Mist.

Zum Glück hat es nur zwei Urlaubswochen gedauert, in denen mich Tomatentagespläne angekotzt haben. Gefühlt zumindest. Heute schreib ich wieder meinen siebten Tagesplan, aber anders.

Ich schreib ihn am Morgen in der Hoffnung, dass ich den Plan gerne einhalten will. Dabei kucke ich in jedem Moment neu, ob das der Fall ist. Ich halte mich nicht mehr an den Tagesplan. Zum Teil vergesse ich sogar, was ich aufgeschrieben hab. Stattdessen kucke ich, was ich jetzt am liebsten machen will und durchkreuze meine Pläne mit einer gewissen Befriedigung absichtlich. Es macht solchen Spaß sich davon nicht mehr einengen zu lassen, was man geplant hat. Zu fühlen, dass ich mir selbst keine Ketten mehr baue, ist wahnsinnig befreiend. Und jeden Augenblick zu schauen, was mir grade gut tut, ist total schön.

Und der Ertrag ist gar nicht so schlecht. Zum Teil mach ich trotzdem auf den Punkt genau, was ich geplant hatte. Und wenn nicht, freu ich mich trotzdem drüber, dass es mir nichts mehr ausmacht und der Tagesplan nicht mehr diese Gravitation auf mich hat.