Schön und schrecklich

Heute habe ich einmal alles umgegraben und neu aufgesetzt. Die Visualisierung meiner Moves ist völlig neu entstanden. An meiner Magnetwand hängen nicht mehr die Orga To-Dos für mich und meine Familie, sondern der Schreibprozess meiner Promotion. Das ist schön und schrecklich, denn ich sehe jetzt, dass ein Text von wenigen Seiten 12-15 Stadien durchlaufen muss bis er fertig ist, und so um die 20 Tomaten, also 10 Stunden, Arbeitszeit frisst. Das ist ungefähr, was ich in einer Woche schaffe. Untragbar eigentlich. Ich sehe auch, wie wenige Baustellen offen sind. Ich schreibe zeitgleich genau an einem Text bisher. Ziemlich schrecklich eindimensional. Im Grunde sehe ich heute total deutlich, was alles nicht geht. Und das freut mich irgendwie. Ich habe Spaß, wenn es nicht klappt, weil darin so viel Potenzial steckt. Ich kann diese Spannung und den Frust förmlich genießen, weil ich spüre wie er an mir zieht und mir die Sicherheit gibt, dass ich mich demnächst weiterentwickeln werde, weil ich ansonsten schlichtweg platzen würde.

Einige Punkte kamen heute auch schon hoch, die wirklich nicht gut funktionieren. Am allermeisten springt mich meine Intelligenz an. Ich kocketiere damit immer ein wenig, dass ich nicht so ganz klug bin, weil ich weiß, dass es stimmt, und heute spüre ich es deutlich. Ich benutze mein Hirn nicht um Wissen abzuspeichern. Das habe ich noch nie getan. Ich lerne viel von Menschen, viel aus Erfahrung, aber mein Allgemeinwissen ist unter aller Kanone. Das war es schon immer. Auf der Ebene habe ich mein Gehirn nie herausgefordert und jetzt fällt es mir endlich auf die Füße. Jippiee! Es ist ein echter Flaschenhals, dass ich nicht auf mir fehlende Informationen und fehlendes Wissen flink zugehen kann, um die Wissenslücke zu schließen. Stattdessen empfinde ich einen Widerstand, der in Aufschieberitis endet, wenn es darum geht mir dieses Wissen anzulesen. Und ich habe richtig große Lust das anzugehen und zu verändern. Es rattert grade schon und ich suche nach Move-Ideen. Hier finde ich, sind Moves das beste Werkzeug. Ich kann etwas nicht, was ich können möchte. Was könnte ich jetzt launiges tun, damit ich es lerne?

GEGEBEN: Ich lese jeden Tag.

WENN: Ich mir jeden Morgen meine größten Wissenslücken vor Augen führe (evtl. aufschreiben)

DANN: fällt es mir leichter auf die Informationen zuzugehen und exakter das zu lesen, was ich brauche, um die Wissenslücke zu schließen.

  2 comments for “Schön und schrecklich

  1. Anne
    2. Mai 2018 at 18:43

    Was für ein erfrischender Text. Voll gut, wie ehrlich du mit der umgehst! Ich bin auf die „Explosion“ gespannt!

  2. Mark
    2. Mai 2018 at 20:01

    Sehr witziger Text.
    Was meinst du denn mit Allgemeinwissen? Was in den Tageszeitungen steht? Welche Hauptstadt on sowieso? Oder was ganz anderes?

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